Freitag, 10. Januar 2014

Into thin Air // Kirschwasser mim Boandlkramer

Normalerweise würde hier jetzt mein Blogeintrag über Pandas und co.in Chengdu kommen, aber bevor die Erinnerungen verwischen schreib ich lieber über die letzten 3 Tage.
Der Pandablog ist geschrieben und kommt in ein paar Tagen.


Was nun? Das war die Frage, aller Fragen. Chengdu war abgefrühstückt und eine weitere Stadt war nicht mehr zu ertragen. Also in der näheren Umgebung umgesehen und da gabs es natürlich Leshan (ein riesig großer Buddha an nem Fluss, gähn), Jiuzhaigou (einer der schönste Flecken Erde, aber im Winter nur so mittel gut) oder Tibet. Allein schon das Wort versetzt mich in eine Art meditativen Zustand. Aber Tibet ist zu teuer, zu weit weg und überhaupt. Aber, und das wissen nicht so viele Leute wie sich rausstellt, gibt es westliches Sichuan. Quasi 7 Stunden westlich von Chengdu. Dort begann früher die Provinz Kham. Eine tibetische Provinz und bis heute die am besten erhaltene. Quasi Tibet in noch besser. Allerdings gab es eine Reihe Dinge die eindeutig gegen diesen Trip sprachen. Der eisig kalte Winter (-13 Grad zum Zeitpunkt unserer ersten Google Nachforschungen), die beschissenen Straßen, Höhenkrankheit, Sprache, die Möglichkeit eingeschneit zu werden und X-Tage in einem kalten Zimmer zu sitzen und allerhand andere erste Welt Problemchen die so ein Trip mit sich bringen. Online raten die Leute schon davon ab es im Sommer zu probieren oder zumindest die Route Kunming-Shangri La-Litang-Kangding-Chengdu zu machen. Wir hatten es genau anders herum vor, sprich im Winter und unser Ausgangpunkt ist Chengdu.
Die Entscheidungsfindung hat 2 Tage gedauert und es wurde beschlossen es zu probieren. Warum? Weil es ein Abenteuer ist. Was für ein Abenteuer sollten wir noch früh genug rausfinden.

Um 6 Uhr morgens klingelt der Wecker und los gehts. Mit dem Taxi zum Busbahnhof und ab nach Kangding. 7 Stunden waren geplant, 8 sind es geworden. Während 4 dieser Stunden hab ich nur darauf gewartet, dass sich meine Augen verabschieden weil das dargebotene jegliches übertrifft was ich bis dato an grau, hässlich, menschenunwürdig gesehen habe. Ich bin mir sicher der Regen hat da nicht geholfen, aber all die alten Menschen auf den Straßen, Unordnung, streunende Hunde, brennende Ölfässer, 3 Männer die ein Schwein auf der Straße ausnehmen, ein Fluß in dem mehr Staudämme als Wasser ist und unser Kamikaze Busfahrer gingen mächtig auf die Nerven und vielleicht war das alles ein großer Fehler. Vielleicht ist das aber auch alles egal und unser Bus stürzt jeden Moment die Klippen runter wie einige Laster zuvor. Als dann auch noch Schnee ins Spiel kam wurde uns klar, dass das kein Ponyreiten wird.

Nach ziemlich genau 4 1/2 Stunden fährt man durch einen nicht enden wollenden Tunnel. Ein Tunnel in eine andere Welt. Am enderen kommst du auf 2400 Metern höhe am Ende eines Tales aus dem Berg. Kein Schnee, keine Wolken, kein Smog, kein China kurzum. Hallo Tibet. Wow, Wow und nochmals Wow. Wir fahren durch das komplette Tal in Richtung Kangding und ich bekomm meinen Mund nicht mehr zu. Leider hängen ein paar Wolken am Gongga fest somit haben wir leider keinen Blick auf diese 7500+ Meter hohe Schönheit. In Kangding, ein kleiner Ort mit 50.000 Menschen, angekommen ein wirklich nettes Hostel gefunden und eingecheckt. Danach auf Essensjagd gegangen und sofort bemerkt, dass es a, saukalt ist und b, die Leute hier eine gute Ecke ärmer sind als im restlichen China. Unser Mandarin Phrasenbuch hab ich diesmal zu hause gelassen weil ich gehört hatte, dass Tibeter UNGLAUBLICH gastfreundlich sind. In einem tibetischen Restaurant dann via Hände, Füße und iPhone (vom Besitzer) unseren Weg Richtung Butter Tee, Suppe und Dumplings gebahnt und viel gelacht. Es war wie mit guten Freunden und das Essen war extrem gut! Danach schnell heim und ausschlafen für den nächsten Tag.

Kangding ist wie gesagt übersichtlich und wird von den meisten nur zum akklimatisieren genutzt um dann in größere Höhen aufzubrechen. Kangding liegt auf 2600 Metern und wir hatten keinerlei Probleme mit der Höhe. Man ist halt doch ein Bergkind. Auf den umliegenden Bergen flattert es überall. Gebetsflaggen allerorts. Eine kleine Wanderung auf 2900 Meter um die Aussicht vollkommen genießen zu können. Der Gongga ist leider immer noch im Wolkenkleid. Den restlichen Tag mit aufwärmen und dem buchen unserer Tickets nach Litang zugebracht. Blöderweise ist dann gegen Nachmittag der Strom ausgefallen und unser Hostel war genauso warm wie draußen. -9 Grad. Zum Glück ging der Strom irgendwann wieder an und wir hatten eine halbwegs "warme" Nacht.

5 Uhr, der Wecker klingelt. Mit Urlaub hat China überhaupt nichts zu tun. Aber irgendwie ist man auch erleichtert sich endlich wieder bewegen zu dürfen nachdem es im Zimmer eh arsch kalt war. Also die Schuhe angezogen (alle andere Klamotten (2 paar Socken, lange Unterhose, Hose, 4 Schichten Pullis und Sweatshirts, Mütze und Schal) hatte man schon die Nacht über an) und ab zum Bus. Der Bus ist propenvoll, trotzdem arschkalt. -12 sagt das Thermometer, ich spüre meine Zehen schon nicht mehr. Mein Hunger wird mit einem halben Snickers gestillt und los geht die lustige Busfahrt nach Litang. Angeblich 8 Stunden über das Tibetanische Plateau um dann auf 4100 Metern anzukommen. Ich würde gern aus dem Fenster schauen, leider sind die alle zugefroren und es ist sowieso stock dunkel draußen. Nach 1 1/2 Stunden Bergauf kam dann langsam die Sonne raus. Mein Kopf fühlt sich an wie eine halbe Bier auf Ex. komisch. Meine Freundin sieht auch nicht zu fit aus. Innerhalb der nächsten 5 Minuten fühl ich mich wie 3 halbe Bier und einem verlorenen Boxkampf gegen Mike Tyson. Ich sehe aus dem Frontfenster noch ein paar Yaks durch die Morgenkulisse trotten. Drehe mich zu meiner Freundin um, um Ihr mitzuteilen, dass ich mich irgendwie nicht mehr so gut fühle und dann...absoluter Blackout.

(Augenzeugenbericht geht so: Ich hänge auf halb acht aus meinem Sitz, sabbere ein bisschen und meine Augen rollen in meinem Kopf)

Meine Augen gehen wieder auf, fühlt sich an als ob ich nach einer wilden Nacht aufwachen würde. Komischerweise starren mich die besorgten Gesichter eines kompletten Busses an. Ich schau zu meiner Freundin, die hat eine Art Zitteranfall und sieht aus als ob sie einen Geist gesehen hätte. Das wäre dann wohl meine Wenigkeit. Der nette Mann vor mir hat mich mit einem gekonnten Zaubertrick wieder zurück unter die lebenden gebracht wird mir später erzählt. Ich würde mich gern richtig bedanken und mich auch entschuldigen aber mein Gehirn spielt gerade Ping Pong und ich kann nichts dagegen machen. 20 Minuten lang versuche ich nicht zu schlafen, sondern aufrecht zu sitzen und viel zu trinken bevor der Bus wieder anhält. Nach kurzem überlegen wird beschlossen: Das wars. Jap, ganze 2 Stunden war ich auf dem tibetischen Plateau. Der Pass, den wir gleich zu anfang überquert hatten war auf 4298 Metern und die knappen 1700 Meter Höhenunterschied von Kangding waren wohl zu viel für mich und mein Körper hat sich für Höhenkrankheit entschieden und zudem gleich für die schlimmste Form -> HACE. 24 Stunden in diesem Zustand oder mehr und man ist tot. Einfach so. Zum Glück hatten wir im Zuge unserer Nepalpläne schon viel Nachforschung betrieben und rausgefunden, dass Höhenkrankheit einen umbringen kann und auch wird.

Deswegen aussteigen und auf den Bus zurück warten. In der Zwischenzeit hat uns eine besorgte Familie aufgenommen und uns mit Tee und Essen versorgt. Surreal, in der schönsten Umgebung in der ich je war, mit außergewöhnlich netten Menschen und einem echten Mönch zu sitzen und darauf zu warten, dass man mich wieder hier wegbringt. Tragisch. 1 Stunde später waren wir wieder im Bus nach Kangding, das einzige was einem bei Höhenkrankheit bleibt ist Rückzug zu niedrigeren Lagen. Die 2 Stunden fahrt zurück waren fantastisch. Der Gongga steht einfach so rum mit seinen 7556 Metern, ohne Wolken. Yaks laufen überall wild durch die Gegend. Farbige kleine Häuschen überall.
(Leider keine Bilder weil ich immernoch zu beschäftigt mit mir selbst war als Bilder zu machen)
   
Ob ich wirklich schade bin, nicht gerade in Litang zu sein? Oh ja. Ob ich wirklich froh bin, am Leben zu sein und in Chengdu zu sitzen? (wir sind dann nämlich konsequent 10 Stunden weiter gefahren und waren spät abends zurück in der Stadt) Oh ja. Ob sich meine eventuell aufkommende Reisearroganz a la "alles geht" ein wenig gelegt hat? Ja. Ob ich es wieder machen würde? Ja, denn am Ende des Tages war das einzige Probleme die Geschwindigkeit des Aufstieges und normalerweise würde ich solche Höhen eher bewandern als fahren.

Auf jeden Fall ist das meine neue absolute Nummer 1 auf der To-Do Liste: Kham. Vielleicht das nächste Mal im Sommer, von Shangri La und ein paar Tabletten. Tibet, ich komme wieder!

So long...







Nudeln
verpackte Nudeln

Einzelteile
Ich hätt gern ein halbes Yak.

Dampfnudeln




Kangding




Pferde.unangebunden.






2 Kommentare:

  1. Aiaiai, was macht Ihr denn für Sahcen? Dann sind wir mal froh, dass alles nochmal gut ausgegangen ist. Viel Spaß Euch weiterhin. LG Lisi

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  2. puh, höhenkrankheit. erinnere mich wie gestern an meinen damaligen freund, als wir im annapurna basecamp waren. sowas will man nicht erleben! schön, dass letztlich alles gut gegangen ist. Annika

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